Langevin-Funktion

Langevin-Funktion

Die Langevin-Funktion L ( x ) {\displaystyle L(x)} (nach dem Physiker Paul Langevin (1872–1946)) ist eine mathematische Funktion, die zur Berechnung von Orientierungspolarisation, Polarisation, Magnetisierung und Widerstand verwendet wird.

Definition

Die Langevin-Funktion[1] ist definiert durch

L ( x ) = coth ( x ) 1 x {\displaystyle L(x)=\coth(x)-{1 \over x}} ,

wobei coth {\displaystyle \coth } den Kotangens hyperbolicus bezeichnet.

Eine Anwendung

Die bekannteste Anwendung ist die halbklassische Beschreibung eines Paramagneten in einem äußeren Magnetfeld. Dazu wird der Langevin-Parameter ξ {\displaystyle \xi } eingeführt:

ξ = m B k B T {\displaystyle \xi ={\frac {mB}{k_{\mathrm {B} }T}}}

Die einzelnen Formelzeichen stehen für folgende Größen:

  • m {\displaystyle m} : Magnetisches Moment eines Teilchens
  • B {\displaystyle B} : Betrag der magnetischen Flussdichte des angelegten äußeren Magnetfeldes
  • k B {\displaystyle k_{\mathrm {B} }} : Boltzmann-Konstante
  • T {\displaystyle T} : Absolute Temperatur

Für die Magnetisierung M {\displaystyle M} eines Paramagneten ergibt sich dann:

M = N m L ( ξ ) {\displaystyle M=NmL(\xi )}

N {\displaystyle N} steht dabei für die Stoffmenge und m {\displaystyle m} für das magnetische Moment der einzelnen Spins des Paramagneten. Eine weitere, quantenmechanische Beschreibung des Paramagnetismus ist durch die Brillouin-Funktion gegeben.

Reihenentwicklungen

Für alle reellen Werte x konvergent ist diese Summenreihe:

L ( x ) = n = 1 2 x π 2 n 2 + x 2 {\displaystyle L(x)=\sum _{n=1}^{\infty }{\frac {2x}{\pi ^{2}n^{2}+x^{2}}}}

Beispielsweise gilt für die diskrete Cauchy-Verteilung jene Summenreihe:

n = 1 1 n 2 + 1 = π L ( π ) 2 {\displaystyle \sum _{n=1}^{\infty }{\frac {1}{n^{2}+1}}={\frac {\pi L(\pi )}{2}}}

Somit ist die unendliche Summe der Kehrwerte von den Nachfolgern der Quadratzahlen elementar.

Und folgender Grenzwert gilt:

ζ ( 2 ) = n = 1 1 n 2 = lim x 0 n = 1 1 n 2 + x 2 = lim x 0 π L ( π x ) 2 x = π 2 6 {\displaystyle \zeta (2)=\sum _{n=1}^{\infty }{\frac {1}{n^{2}}}=\lim _{x\rightarrow 0}\sum _{n=1}^{\infty }{\frac {1}{n^{2}+x^{2}}}=\lim _{x\rightarrow 0}{\frac {\pi L(\pi x)}{2x}}={\frac {\pi ^{2}}{6}}}

Dieser Wert ist beim sogenannten Basler Problem die Lösung.

Die Maclaurinsche Reihe lautet wie folgt:

L ( x ) = n = 1 2 ( 1 ) n + 1 π 2 n ζ ( 2 n ) x 2 n 1 = 1 3 x 1 45 x 3 + 2 945 x 5 1 4725 x 7 + {\displaystyle L(x)=\sum _{n=1}^{\infty }2(-1)^{n+1}\pi ^{-2n}\zeta (2n)x^{2n-1}={\frac {1}{3}}x-{\frac {1}{45}}x^{3}+{\frac {2}{945}}x^{5}-{\frac {1}{4725}}x^{7}+\cdots }

Der Konvergenzradius dieser Reihe ist die Kreiszahl π.

Und für das Quadrat der Langevin-Funktion gilt:

L ( x ) 2 = n = 1 ( 4 n + 6 ) ( 1 ) n + 1 π 2 n 2 ζ ( 2 n + 2 ) x 2 n = 1 9 x 2 2 135 x 4 + 1 525 x 6 2 8505 x 8 + {\displaystyle L(x)^{2}=\sum _{n=1}^{\infty }(4n+6)(-1)^{n+1}\pi ^{-2n-2}\zeta (2n+2)x^{2n}={\frac {1}{9}}x^{2}-{\frac {2}{135}}x^{4}+{\frac {1}{525}}x^{6}-{\frac {2}{8505}}x^{8}+\cdots }

Der griechische Buchstabe Zeta stellt die Riemannsche Zetafunktion dar.

Eine Näherung[1] der Langevin-Funktion für | x | 1 {\displaystyle |x|\ll 1} ist

L ( x ) = coth ( x ) 1 x x 3 {\displaystyle L(x)=\coth(x)-{\frac {1}{x}}\approx {\frac {x}{3}}} .

Für x 1 {\displaystyle x\gg 1} gilt die Näherung[1]

L ( x ) 1 1 x {\displaystyle L(x)\approx 1-{\frac {1}{x}}} .

Umkehrfunktion

Da die Langevin-Funktion keine geschlossen darstellbare Umkehrfunktion hat, gibt es verschiedene Näherungen. Die invertierte Langevin-Funktion wird mit einer Minus-Eins von Spitzklammern umkleidet in Exponentenstellung hinter dem L dargestellt. Diese Umkehrfunktion ist ähnlich wie die Lambertsche W-Funktion nicht elementar darstellbar.

Eine verbreitete Näherung, die im Intervall ( 1 , 1 ) {\displaystyle (-1,1)} gilt, wurde von A. Cohen veröffentlicht:[2]

L 1 ( x ) x 3 x 2 1 x 2 {\displaystyle L^{\langle -1\rangle }(x)\approx x{\frac {3-x^{2}}{1-x^{2}}}}

Der größte relative Fehler dieser Näherung ist 4,9 % um | x | = 0 , 8 {\displaystyle |x|=0{,}8} . Es existieren weitere Näherungen, die weitaus kleinere relative Fehler haben.[3][4]

Die Maclaurinsche Reihe der invertierten Langevin-Funktion lautet wie folgt[5] und hat den Konvergenzradius 1:

L 1 ( x ) 3 x + 9 5 x 3 + 297 175 x 5 + 1539 875 x 7 + {\displaystyle L^{\langle -1\rangle }(x)\approx 3x+{\frac {9}{5}}x^{3}+{\frac {297}{175}}x^{5}+{\frac {1539}{875}}x^{7}+\dotsb }

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Siegmund Brandt: Elektrodynamik. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-21458-5, S. 293. 
  2. A. Cohen: A Padé approximant to the inverse Langevin function. In: Rheologica Acta. 30. Jahrgang, Nr. 3, 1991, S. 270–273, doi:10.1007/BF00366640. 
  3. R. Jedynak: New facts concerning the approximation of the inverse Langevin function. In: Journal of Non-Newtonian Fluid Mechanics. 249. Jahrgang, 2017, S. 8–25, doi:10.1016/j.jnnfm.2017.09.003. 
  4. M. Kröger: Simple, admissible, and accurate approximants of the inverse Langevin and Brillouin functions, relevant for strong polymer deformations and flows. In: Journal of Non-Newtonian Fluid Mechanics. 223. Jahrgang, 2015, S. 77–87, doi:10.1016/j.jnnfm.2015.05.007. 
  5. Laurence A. Belfiore: Physical Properties of Macromolecules. John Wiley & Sons, 2010, ISBN 0470551585 S. 277 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)