EU-Gipfel 2011

Der EU-Gipfel 2011 fand vom 8. bis 9. Dezember in Brüssel statt. Den Vorsitz hatte der Präsident des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy.

Themen

Zentrales Thema des Treffens waren Verhandlungen über eine verbindliche Verschuldungsgrenze und entsprechende Sanktionen zu verhandeln.

Frankreich und Deutschland hatten rechtsverbindliche Regeln zum Schutz der Euro-Währung gefordert, um der Finanzkrise weiter entgegenzuwirken.[1] Zur Debatte hatten gesetzlich verankerte Schuldengrenzen in den Euro-Mitgliedstaaten oder ein härteres Vorgehen gegen Defizitsünder gestanden.[2] Der britische Premierminister David Cameron sprach sich während der Verhandlungen laut Diplomaten für ein Einstimmigkeitsprinzip bei EU-Beschlüssen zur Finanzmarktregulierung aus.[1]

Trotz langer Verhandlungen mit Großbritannien kam es zu keiner Verständigung. Großbritannien hatte seine Zustimmung zu den EU-Vertragsänderungen nicht gegeben. Auch Ungarn war mit der Änderung des Vertrags von Lissabon nicht einverstanden.[1] Schweden und die Tschechische Republik müssten die EU-Vertragsänderungen mit ihren Parlamenten diskutieren, hatte der französische Staatschef Nicolas Sarkozy erklärt. Immerhin hatten sie eine spätere Beteiligung an der Fiskalunion in Erwägung gezogen.[3] EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hatte die Lage nach stundenlangen Verhandlungen so geschildert: „Es war nicht möglich, Einstimmigkeit zu erzielen.“[1]

Am Ende des Gipfels hatten sich also nur 23 der 27 EU-Staaten zu einer sehr viel größeren Haushaltsdisziplin und härteren Kontrollen verpflichtet.[3] Es wurde betont, dass man bis März 2012 einen neuen Vertrag schließen wolle. Ein zwischenstaatlicher Vertrag zwischen den 17 Euro-Ländern und sechs weiteren EU-Staaten könne schneller in die Tat umgesetzt werden als eine Vertragsänderung, hatte EU-Ratschef Herman Van Rompuy nach den gescheiterten Verhandlungen bekräftigt. „Geschwindigkeit ist nötig, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen“, erklärte Rompuy. Es wurde nicht ausgeschlossen den Vertrag später nochmal anzupassen.[1]

Bundeskanzlerin Angela Merkel und EZB-Präsident Mario Draghi hatten die Beschlüsse des EU-Gipfels gelobt. Diese Beschlüsse seien wichtige Schritte zur Stabilisierung der Eurozone. Die Bundeskanzlerin hatte erklärt: „Wir werden eine neue Fiskalunion schaffen, die zugleich auch eine Stabilitätsunion ist.“[1]

Beschlüsse im Überblick

  • Euro-Staaten sollen grundsätzlich ihren Staatshaushalt ausgleichen. Bei außergewöhnlichen Umständen sind Netto-Neuverschuldungen bis zu maximal 3 % zulässig.
  • Bei Überschreiten dieser Grenze soll ein "automatischer Korrekturmechanismus" in Gang gesetzt werden. Der Europäische Gerichtshof soll über die Umsetzung in nationales Recht wachen.
  • Das Sanktionsverfahren soll künftig nur mit einer qualifizierten Mehrheit der EU-Finanzminister zu stoppen sein.
  • Länder, gegen die ein Sanktionsverfahren läuft, sollen ein verbindliches Programm zu Reformen und bei der Kommission und beim Rat abliefern.[4]

Neben den Verhandlungen rund um die Änderung des EU-Vertrags war auch der Beitritt Kroatiens zur Europäischen Union besprochen und beschlossen worden. Der Vertrag war in Brüssel unterzeichnet worden. Kroatien sollte am 1. Juli 2013 Mitglied werden. Serbien hingegen war der Status als Beitrittskandidat vorerst verweigert worden.[5]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Briten verhindern großen Euro-Rettungsplan. EU-Gipfel in Brüssel. spiegel.de, 9. Dezember 2011, abgerufen am 1. August 2018. 
  2. Was wir Europa wirklich schulden. Eurokrise. faz.net, 13. Dezember 2011, abgerufen am 1. August 2018. 
  3. a b Sparen und spalten für die Euro-Rettung. Ergebnisse des EU-Gipfels. sueddeutsche.de, 9. Dezember 2011, abgerufen am 1. August 2018. 
  4. Camerons Nein spaltet Großbritannien. Euro-Beschlüsse. zeit.de, 9. Dezember 2011, abgerufen am 1. August 2018. 
  5. Kroatien unterzeichnet Beitrittsvertrag. Europäische Union. faz.net, 9. Dezember 2011, abgerufen am 1. August 2018. 
Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten

Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Gemeinschaft
Den Haag 1969 | Paris 1972 | Kopenhagen 1973 | Paris 1974

Gipfeltreffen des Europäischen Rates der Europäischen Gemeinschaft
Dublin 1975 | Brüssel 1975 | Brüssel 1976 | Paris 1979 | Fontainebleau 1984 | Luxemburg 1985 | Maastricht 1991

Gipfeltreffen des Europäischen Rates der Europäischen Union
Kopenhagen 1993 | Dublin 1996 | Amsterdam 1997 | Lissabon 2000 | Nizza 2000 | Göteborg 2001 | Laeken 2001 | EU-Gipfel 2002 in Kopenhagen

Gipfeltreffen des Europäischen Rates in Brüssel
EU-Gipfel 2004 in Brüssel | EU-Gipfel 2005 | EU-Gipfel 2007

Gipfeltreffen des Europäischen Rates in Brüssel unter Vorsitz des Präsidenten des Europäischen Rates
EU-Sondergipfel 2010 | EU-Gipfel 2010 | Euro-Sondergipfel 2011 | EU-Gipfel 2011 | EU-Gipfel Juni 2012 | EU-Gipfel Oktober 2012 | EU-Gipfel 2013 | EU-Gipfel 2015 | EU-Gipfel Februar 2016 | EU-Gipfel Juni 2016 | EU-Gipfel Oktober 2016 | EU-Gipfel Dezember 2016 | EU-Gipfel Februar 2017 | EU-Gipfel März 2017 | EU-Gipfel Juni 2017 | EU-Gipfel Oktober 2017 | EU-Gipfel Dezember 2017 | EU-Gipfel März 2018 | EU-Gipfel Juni 2018 | EU-Gipfel November 2018